»Europäische Traumkulturen / European Dream-Cultures«
(GRK 2021)
aktuell bewilligtes DFG-Graduiertenkolleg »Europäische Traumkulturen« an der Universität des Saarlandes –
vgl. iwd und UdS-Germanistik-Homepage
Laufzeit
1. April 2015 bis 30. September 2019
Beteiligte WissenschaftlerInnen
– Stand April 2015 bis September 2016 –
Sprecherin:
Prof. Dr. Christiane Solte-Gresser (Allgemeine u. Vergleichende Literaturwissenschaft)
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Vize-Sprecherin:
J.-Prof. Dr. habil. Stefanie Kreuzer (Neuere Dt. Literatur- u. Medienwissenschaft)
AntragstellerInnen:
J.-Prof. Amalia Barboza (Kulturtheorie)
Prof. Dr. Manfred Engel (Kultur- und Literaturwissenschaft)
Prof. Dr. Joachim Frenk (Britische Literatur- und Kulturwissenschaft)
Prof. Dr. Nine Miedema (Mediävistik)
Prof. Dr. Patricia Oster-Stierle (Französische Literaturwissenschaft)
Prof. Dr. Janett Reinstädler (Hispanistik / Romanische Literatur u. Kulturwissenschaft)
Prof. Dr. Sigrid Ruby (Kunstwissenschaft)
Prof. Dr. Henrieke Stahl (Slawische Literaturwissenschaft, Universität Trier)
assoziierte WissenschaftlerInnen:
Prof. Dr. Astrid Fellner (Amerikanistik)
Prof. Dr. Martin Meiser (Evangelische Theologie)
Prof. Dr. Peter Riemer (Klassische Philologie)
Prof. Dr. Petra Gehring (Philosophie, TU Darmstadt)
Prof. Dr. Henry Keazor (Kunstwissenschaft, Universität Heidelberg)
Prof. Dr. Dorothea Redepenning (Musikwissenschaft, Universität Heidelberg)
J.-Prof. Dr. habil. Yvonne Wübben (Germanistik, Medizingeschichte, Universität Bochum)
Prof. Dr. Hans Jürgen Wulff (Filmwissenschaft, Universität Kiel)
Zusammenfassung in deutscher und englischer Sprache
Forschungsgegenstände des Graduiertenkollegs sind ästhetische Traumdarstellungen sowie die Literatur- und Kultur-/Mediengeschichte des Traums. Ein spezieller Fokus liegt auf den traumspezifischen Ästhetiken und Poetiken in den europäischen Kulturen der Nach-Antike. Den Schwerpunkt der Forschung bilden literarische Traumdarstellungen und die jeweiligen Wechselwirkungen zwischen Traumästhetik, Kultur und Wissensgeschichte. Zum intermedialen Vergleich sollen Traumdarstellungen in Malerei, Fotografie, Film und Musik berücksichtigt werden. Anders als weite Bereiche der bisherigen Traumforschung, die literarische und künstlerische Träume durch die direkte Applikation von psychoanalytischen Traumtheorien deuten, wird das Graduiertenkolleg kulturwissenschaftlich-konstruktivistisch, wissenspoetisch und medienästhetisch ausgerichtet sein: Gefragt wird nach dem Traum als Produkt ›kultureller Arbeit‹ und ästhetischer Konstruktion. Dem entspricht die innovative, dezidiert medienkomparatistische Vorgehensweise bei zugleich Philologien übergreifender, europäischer Perspektive. Im Ergebnis werden großräumige Synthesen sowie die systematische Erschließung der Geschichte, Ästhetik und Poetik von Traumdarstellungen angestrebt, die in der Forschung bislang fehlen.
Das Qualifizierungskonzept zielt sowohl auf Ausbildung der wissenschaftlichen Fähigkeiten im engeren Sinne als auch auf die Vorbereitung für die Berufstätigkeit im außeruniversitären Kultur- und Medienbetrieb. Intendiert ist eine in den Geisteswissenschaften bisher selten praktizierte Kultur des gemeinsamen Forschens und Lernens, welche durch die starke thematische Fokussierung des Kollegs befördert wird. Gestaltungsspielräume bieten sich den Doktoranden durch Formen des peer-to-peer learning und ihre frühzeitige systematische Integration in den Wissenschaftsbetrieb. Die mentorielle Betreuung nutzt das Oxforder Viva-Modell, welches einen zügigen Abschluss der Promotion gewährleistet. Als gemeinsames Projekt wird neben den beiden Kongressen ein öffentlich zugängliches, aber nur von den Mitgliedern redigiertes Traum-Wiki entstehen. Erweitert werden die Qualifikationen der Doktoranden durch den Wahlpflicht-Bereich der kulturellen Praxis. Hier organisieren die Kollegiaten selbstverantwortlich Kultur- und Wissenschaftsveranstaltungen, welche die Arbeit des Kollegs einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.
The topics of this graduate school are aesthetic representations of dreams as well as the literary, cultural and media history of dreams. Special focus is placed on the dream-specific aesthetics and poetics in European cultures of post-antiquity. The main area of research is formed by literary dream representations and the particular interdependencies of dream aesthetics, culture and history of science. For intermedial comparisons, it will include representations of dreams in painting, photography, film and music. In contrast to a large part of traditional dream studies, which have interpreted dreams in literature and art through the direct application of psychoanalytical dream theories, the school rather relies on constructivist cultural studies, the poetics of knowledge and media aesthetics; its research objects are dreams defined as products of cultural production and of aesthetic construction. The school’s distinct thrust towards a comparison of different media and its perspective on comparisons between European cultures further add to its innovative character. They enable large-scale syntheses and systematic analyses of the history, the aesthetics and the poetics of dream representations, none of which exist so far.
The graduate school’s qualification programme aims both at training the PhD candidates’ research skills and at preparing them for non-academic jobs in culture management and in the media. In particular, we will create an open culture of research and learning that will be shared by all members of the graduate school and that will be facilitated by its strong thematic focus. The PhD candidates will find spaces for their own creativity opened up by different kinds of peer-to-peer learning and by their systematic integration into wider areas of professional research, which will start early on. The school’s mentoring will be guided by the Viva model of Oxford University, which seeks to make sure that candidates acquire their PhDs in due time. Next to two conferences, one common project will be a public dream wiki that will be edited by the graduate school’s members only. The candidates will acquire additional qualifications through a selection of cultural practices, in which they will be responsible for the organisation of public cultural and research events that will make the work of the graduate school accessible to the wider public.
10 Promotionsstellen (65% TVL E13)
1
Postdoc-Stelle
überdies:
–
8 anderweitig finanzierte DoktorandInnen
– 1 Koordinatorenstelle
– 3 studentische Hilfskräfte
Profil des DFG-Graduiertenkollegs
Der Traum hat als anthropologisches Grundphänomen die Menschen aller Zeiten und Kulturen fasziniert. Er konfrontiert uns mit einer Erlebensweise, die ebenso rätselhaft wie offensichtlich anders ist als die unseres wachen Lebens. Diese Fremdheit der Traumwelt als Skandalon und Faszinosum begründet das Jahrtausende alte interdisziplinäre Interesse am Traum. Auch die (Kultur‑)Wissenschaften sind durch das Phänomen Traum in besonderer Weise herausgefordert. Eine systematische Erforschung der Kultur- und Mediengeschichte des Traums steht jedoch noch aus.
Das Graduiertenkolleg »Europäische Traumkulturen« bietet mit diesem thematischen Alleinstellungsmerkmal Doktoranden erstmalig die Möglichkeit, gemeinsam mit den international renommiertesten Traumwissenschaftlern, die auch über Fellowships in das Kolleg integriert werden, ästhetische Traumdarstellungen im Rahmen eines strukturierten Forschungs- und Qualifizierungsprogramms in kulturpoetischer, interdisziplinärer, intermedialer und europäisch vergleichender Perspektive zu erforschen.
Den Schwerpunkt der Forschungsarbeit bilden literarische Traumdarstellungen und die jeweiligen Wechselwirkungen zwischen Traumästhetik, Wissenspoetik, Kunst und Kultur. Zum intermedialen Vergleich werden Traumdarstellungen in Malerei, Fotografie, Film und Musik einbezogen. Anders als weite Bereiche der bisherigen Traumforschung, die literarische und künstlerische Träume durch die direkte Applikation psychoanalytischer Traumtheorien deuten, besteht die Innovation des Graduiertenkollegs in seiner kulturwissenschaftlichen sowie medienästhetischen Ausrichtung: Gemeinsamer Forschungsgegenstand ist der Traum als Produkt kultureller Arbeit und ästhetischer Konstruktion. Weitere Innovationen liegen in der Medien vergleichenden Konzeption und der dezidiert komparatistischen, also Kulturraum übergreifenden, europäischen Perspektive. Damit werden großräumige Synthesen sowie die systematische Erschließung der Geschichte, Ästhetik und Poetik von Traumdarstellungen angestrebt, die in der Forschung bislang fehlen.
Das zentrale Erkenntnisinteresse des Kollegs besteht darin, die Eigenheiten ästhetischer Traumdarstellungen in wissenspoetischer und medialer Perspektive herauszuarbeiten. Hierfür wird das Forschungsfeld einerseits durch den Fokus auf Epochenschwellen und historische Zäsuren und andererseits durch inter- und transmediale Bezüge strukturiert. Im Mittelpunkt des interdisziplinären Gemeinschaftsprojekts steht somit die Frage nach Parallelen und Brüchen der ästhetischen Traumgestaltung im medialen und kulturellen Vergleich.
Die thematische Konzentration auf den Traum als Kulturphänomen stellt sicher, dass alle Promovenden für ihre Einzelprojekte von den Arbeiten der anderen Kollegiaten sowie dem speziell auf die Kolleg-Thematik zugeschnittenen und von allen Antragstellern getragenen Studienprogramm intensiv profitieren. Zusätzlich befördert eine mentorielle Betreuung, die am Viva-Modell der University of Oxford orientiert ist, den zügigen Abschluss der Dissertationen. Konzeptionell zeichnet sich das Kolleg außerdem durch folgende Aspekte aus: eine angestrebte Kultur des gemeinsamen Forschens und Lernens; integrierte Formen des peer-to-peer learning; einen Bereich der kulturellen Praxis, der auf eine hohe Außenwirkung der Kollegaktivitäten setzt; die kollektive Arbeit an einem von allen Kollegmitgliedern redigierten, öffentlich zugänglichen Traum-Wiki. Hinzu kommt die frühzeitige systematische Einbindung der Kollegiaten in den internationalen Wissenschaftsbetrieb. Mit den so entstehenden Gestaltungsspielräumen werden die Eigeninitiative und die wissenschaftliche Selbständigkeit der Nachwuchswissenschaftler gezielt gefördert.
Für ein erfolgreiches Graduiertenkolleg zu »Europäischen Traumkulturen« bieten die Gruppe der beteiligten Wissenschaftler und die Universität des Saarlandes als Forschungsinstitution in einer europäischen Grenzregion ideale Bedingungen. Entscheidende Voraussetzungen für eine produktive gemeinsame Forschung und internationale Qualifikation auf höchstem Niveau sind die vielfältigen Vorarbeiten der Antragsteller auf dem sich derzeit dynamisch entwickelnden Gebiet der Traumforschung. Neben den Kooperationen der beteiligten Wissenschaftler untereinander ist die enge personelle und institutionelle Verzahnung mit zwei interdisziplinären, internationalen Forschungsverbünden zur Kulturgeschichte des Traums anzuführen: dem von Manfred Engel geleiteten Research Committee »Literary and Cultural History of the Dream« der International Comparative Literature Association sowie dem »Network of Cultural Dream Studies«. Verweisen können die Antragsteller ferner auf die langjährige Zusammenarbeit mit exzellenten Traumforschern in ganz Europa sowie die europäische Ausrichtung der Universität und ihre standortübergreifenden Wissenschaftsstrukturen.
Die Gruppe der Beteiligten setzt sich aus ausgewiesenen Fachwissenschaftlern nahezu aller philologisch, künstlerisch und kulturell relevanten Disziplinen zusammen. Die Antragsteller repräsentieren in Forschung und Lehre die deutschsprachigen, romanischen, anglophonen und slawischen Kulturen. Aufgrund der vielfältigen transkulturellen Verflechtungen wird dieses Feld punktuell durch eine latein- und US-amerikanische Perspektive erweitert. Die Beteiligten vertreten mit ihrer Expertise zugleich das gesamte mediale Spektrum ästhetischer Traumdarstellungen – von der Literatur über das Theater und den Film bis zu den bildenden Künsten und der Musik. Theoretisch und methodisch bieten sie überdies einen besonderen, Disziplinen übergreifenden Schwerpunkt in den Bereichen vergleichende Methodenreflexion, Kulturtheorie, Inter‑/Transmedialität, Kulturwissenschaft/Wissenspoetik, Inter‑/Transkulturalität, Komparatistik sowie der Critical Sleep Studies, die aus interdisziplinärer Perspektive Normen, Funktionen und Darstellungsweisen des Schlafs als kulturelles Phänomen erforschen. Die historische Breite des Forschungsfeldes wird von den beteiligten Wissenschaftlern durchgehend vom Mittelalter bis zur Gegenwart abgedeckt. Die bis in die Antike zurückreichenden Traditionen ergänzt ein assoziierter Experte der klassischen Philologie. Da der Traum als Kulturphänomen nicht ohne wissenschaftliche und kulturelle Diskurse jenseits von Literatur, Kunst und Medien erforscht werden soll, sind außerdem Vertreter der für die Traumdarstellung wichtigsten angrenzenden Disziplinen angeworben: aus Theologie, Philosophie, Kulturtheorie und Medizingeschichte.
Gegenüber der 2013 eingereichten Antragsskizze wurde die film- und medienwissenschaftliche, kunstgeschichtliche und kulturtheoretische Expertise entscheidend gestärkt, so dass nun die kulturwissenschaftlich-wissenspoetische einerseits und die medienästhetische Ausrichtung andererseits als die beiden das Forschungsprogramm strukturierenden Achsen hervortreten. Die slawistische Literaturwissenschaft wird durch ein Mitglied innerhalb des europäischen Verbundes der Universität der Großregion breiter vertreten. Drei neu an die UdS berufene Kolleginnen bereichern das Kolleg in hervorragender Weise: Es handelt sich um eine durch ihre transmedial angelegte Habilitationsschrift besonders ausgewiesene Traumforscherin auf den Gebieten Literatur, Film und bildende Künste, um eine kunstwissenschaftlich profilierte Kulturwissenschaftlerin mit intermedialem und kultursoziologischem Profil sowie um eine klassische Kunstwissenschaftlerin mit breiter historischer Expertise und einem Schwerpunkt innerhalb der internationalen Kunstbeziehungen. Überdies wurde die Hochschule für bildende Künste Saar (HbKsaar) für Kooperationen gewonnen.
Vor diesem Hintergrund bildet die koordinierte Arbeit eines Graduiertenkollegs zu »Europäischen Traumkulturen« das ideale integrative Forschungsinstrument für die systematische Erschließung eines innovativen Forschungsfeldes in seiner historischen, medialen und interdisziplinären Breite. Erreicht werden soll damit die Ausbildung exzellent qualifizierter und international bestens vernetzter Nachwuchswissenschaftler mit hervorragender philologischer, medienästhetischer und/oder kulturwissenschaftlicher Expertise und einschlägigen praktischen Erfahrungen im außeruniversitären Kultur- und Medienbetrieb.
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